Stell dir folgendes Szenario vor: Es ist Januar. Draußen sind es minus 10 Grad, der Wind pfeift um die Hausecken. Du sitzt in deinem Wohnzimmer in einem Haus aus den 80er-Jahren – ungedämmt. Friert man da mit Wärmepumpe? Oder rennt der Stromzähler so schnell, dass er abheben könnte?
Genau diese Ur-Angst haben viele Hausbesitzer, die über eine Wärmepumpe im Altbau nachdenken. Am Stammtisch und in Online-Foren halten sich hartnäckig Geschichten von kalten Füßen und Stromrechnungen, die angeblich in den Ruin treiben. „Im Neubau mag das ja klappen“, heißt es oft, „aber mein Haus ist doch kein Passivhaus!“
Wir bei Planville verstehen diese Sorge. Gleichzeitig wissen wir: Die Technik hat sich in den letzten drei Jahren massiv weiterentwickelt. Was 2020 noch schwierig war, ist mit moderner Wärmepumpentechnik 2026 oft ein Kinderspiel.
In diesem Artikel machen wir Schluss mit Verkaufs-Mythen. Wir unterziehen die Wärmepumpe dem ultimativen Härtetest: dem Winter-Check. Wir schauen uns die Physik an, rechnen die Kosten ehrlich durch und zeigen dir, warum dein alter Heizkörper vielleicht besser ist, als du denkst.
Wärmepumpe im Altbau ohne Dämmung:
Geht das bei Minusgraden?
Starten wir mit dem größten Mythos:
„Eine Wärmepumpe funktioniert nur in perfekt gedämmten Häusern.“
Das ist so pauschal schlicht falsch. Eine Wärmepumpe kann auch im ungedämmten Altbau zuverlässig heizen. Die Frage ist nicht, ob sie dein Haus warm bekommt, sondern wie effizient sie dabei arbeitet. Um das zu verstehen, hilft ein Blick auf das Herzstück moderner Anlagen: das Kältemittel. Bis vor wenigen Jahren nutzten die meisten Hersteller synthetische Kältemittel (z. B. R410A). Diese hatten bei sehr tiefen Außentemperaturen Schwierigkeiten, hohe Vorlauftemperaturen zu erzeugen – ohne dabei unverhältnismäßig viel Strom zu verbrauchen.
Der „Gamechanger“ R290 (Propan)
Heute setzen wir fast ausschließlich auf natürliches Propan (R290). R290 hat hervorragende thermodynamische Eigenschaften. Damit erreicht die Wärmepumpe selbst bei minus 15 Grad Außentemperatur noch Vorlauftemperaturen von 70 bis 75 Grad – häufig ganz ohne elektrischen Heizstab.
Für dich als Altbau-Besitzer heißt das: Auch wenn deine Wände nicht dick gedämmt sind, liefert die Wärmepumpe die nötige Wärme, um die Verluste auszugleichen. Ja, der Verbrauch ist höher als im Neubau – das wäre er mit einer Gasheizung aber ebenso.
Die Angst vor dem „Bivalenzpunkt“
Ein technischer Begriff verunsichert viele: der Bivalenzpunkt. Das ist die Außentemperatur, bei der die Wärmepumpe den Wärmebedarf nicht mehr allein decken kann und der elektrische Heizstab unterstützend anspringt.
Viele glauben, dieser Punkt liege schon bei 0 °C. In einem korrekt ausgelegten Altbau-System liegt er heute jedoch oft erst bei –8 °C bis –10 °C.
Und jetzt der Realitätscheck: Wie viele Stunden pro Jahr ist es bei dir wirklich kälter als –10 °C? In den meisten Regionen Deutschlands (außer in Hochlagen) sind das nur wenige Stunden jährlich, meistens nachts. Für genau diese seltenen Extremstunden springt der Heizstab ein. Das ist kein „Versagen“, sondern wirtschaftlich sinnvoll. Eine Anlage so groß zu dimensionieren, dass sie auch bei –25 °C alleine läuft, wäre in der Anschaffung viel zu teuer und im Alltag ineffizient.
Wärmepumpe im Altbau: Kosten und Winter-Verbrauch
Kommen wir zum Punkt, der am meisten beschäftigt: dem Geldbeutel. Wenn Kritiker sagen „Im Winter zahlst du dich dumm und dämlich“, stimmt das?
Ehrlich gesagt: Der Stromverbrauch einer Wärmepumpe ist im Winter natürlich am höchsten. Januar und Februar verursachen oft 30 bis 40 % der jährlichen Heizkosten. Entscheidend ist aber nicht ein einzelner Monat, sondern die Jahresbilanz.
Rechenbeispiel: Gas vs. Wärmepumpe (Stand 2026)
Nehmen wir einen typischen Altbau: 150 m², ungedämmt, bisher 25.000 kWh Gasverbrauch pro Jahr.
Szenario 1: Alte Gasheizung
- NVerbrauch: 25.000 kWh
- NGaspreis (inkl. CO₂-Preis & Netzentgelten): ca. 0,12 €/kWh
- NWirkungsgrad-Verlust (alter Kessel): ca. 10 %
- NJahreskosten: ca. 3.000 € (plus Schornsteinfeger & Wartung)
Szenario 2: Wärmepumpe
Nehmen wir einen typischen Altbau: 150 m², ungedämmt, bisher 25.000 kWh Gasverbrauch pro Jahr.
- NWärmebedarf: 25.000 kWh
- NBenötigter Strom: 25.000 / 3,5 ≈ 7.140 kWh
- NWärmepumpen-Stromtarif: ca. 0,28 €/kWh
- NJahreskosten: ca. 1.999 €
Ergebnis: Selbst im ungedämmten Altbau sparst du in diesem Beispiel rund 1.000 € pro Jahr an reinen Betriebskosten.
Und was kostet der Heizstab wirklich?
„Aber der Heizstab!“ – hören wir oft. Spielen wir das Worst-Case-Szenario durch: Ein Jahrhundert-Winter, der Heizstab muss 100 Stunden mit voller Leistung (z. B. 9 kW) zuheizen, weil es dauerhaft unter –12 °C bleibt.
- 100 h × 9 kW = 900 kWh
- 900 kWh × 0,30 € = 270 €
Selbst dann frisst der Heizstab deine Ersparnis nicht auf. In einem normalen Winter läuft er oft nur wenige Stunden (z. B. für Abtauvorgänge) – das liegt meist bei 30 bis 50 € pro Jahr. Der Heizstab ist also kein Stromfresser-Monster, sondern eine sinnvolle Reserve.
Der „Kälte-Effekt“ deiner Photovoltaik-Anlage
Wenn du die Wärmepumpen-Kosten weiter senken willst, spielt deine PV-Anlage eine wichtige Rolle. Viele glauben, Photovoltaik bringe im Winter nichts. Das stimmt so nicht. Ja, die Tage sind kürzer – aber PV-Module lieben Kälte. An klaren, eiskalten Januartagen arbeiten sie besonders effizient. Genau dann, wenn die Wärmepumpe am meisten braucht, liefert dein Dach oft überraschend viel Strom. 100 % Autarkie im Winter sind selten, aber jede selbst erzeugte Kilowattstunde senkt deinen Wärmepreis spürbar.
Heizkörper & Vorlauftemperatur: Muss wirklich alles raus?
Neben den Kosten ist die Baustelle im Haus die zweite große Sorge.
„Muss ich jetzt überall Fußbodenheizung einbauen?“
Die kurze Antwort: Nein. Entscheidend ist die Vorlauftemperatur – also die Temperatur des Heizwassers, das in deine Heizkörper fließt. Alte Öl- und Gasheizungen liefen oft mit 70 °C oder mehr. Für Wärmepumpen ist das unnötig hoch.
Für einen effizienten Betrieb im Altbau peilen wir an den kältesten Tagen maximal 55 °C Vorlauf an. Je niedriger, desto besser.
Der „Handtuch-Test“: Sind deine Heizkörper fit?
Du kannst schon heute testen, ob eine Wärmepumpe mit deinen Heizkörpern gut funktioniert:
Warte auf einen kalten Tag, stelle das Thermostat wie gewohnt ein (z. B. Stufe 3 für ca. 20 °C Raumtemperatur) und fühle am Heizkörper.
- Glühend heiß, du ziehst die Hand weg? Dann sind die Heizkörper möglicherweise zu klein.
- Lauwarm bis warm – aber der Raum wird trotzdem warm? Super: Deine Heizkörper sind groß genug für niedrige Vorlauftemperaturen.
Abtauen im Winter: Warum das Außengerät dampft
Viele neue Wärmepumpen-Besitzer erschrecken beim ersten Abtauvorgang: An einem nebligen Morgen steigt weißer Dampf aus dem Außengerät auf. Keine Sorge – das ist völlig normal.
Weil die Wärmepumpe Außenluft abkühlt, kondensiert Feuchtigkeit und friert an den Lamellen. Sobald zu viel Eis entsteht, startet die Anlage den Abtau-Modus. Dabei wird der Kreislauf kurz umgekehrt, das Eis schmilzt und verdampft – daher die Dampfwolke. Nach 3–5 Minuten läuft alles wieder normal.
Planville-Tipp
Achte auf ein ausreichend hohes Podest für das Außengerät. Beim Abtauen fallen einige Liter Wasser an. Ein Kiesbett oder Ablauf sorgt dafür, dass das Wasser sicher versickert und nichts vereisen kann.
Fazit & Checkliste: Ist dein Altbau winter-ready?
Unterm Strich gilt: Mit moderner Technik ist die Angst vor kalten Altbau-Wintern unbegründet.
R290-Wärmepumpen liefern auch bei Minusgraden zuverlässig Wärme.
Trotz höherem Winter-Verbrauch sind die Jahreskosten meist niedriger als bei Gas.
Heizkörper müssen oft nur punktuell getauscht werden.
Wichtig ist allerdings eine saubere Planung. Eine schlecht ausgelegte oder falsch eingestellte Wärmepumpe wird auch im Neubau zum Stromfresser.
Deine Checkliste für den Umstieg
Bevor du dich entscheidest, prüfe diese drei Punkte:
Hydraulischer Abgleich
Sind die Heizkörper gleichmäßig versorgt? Ohne Abgleich geht viel Effizienz verloren (wird gefördert).
Vorlauftemperatur
Reichen maximal 55 °C an den kältesten Tagen?
Aufstellort
Gibt es einen Platz für das Außengerät, an dem niemand durch kalte Abluft gestört wird und Tauwasser gut ablaufen kann?
Hast du noch Zweifel, ob dein Haus den Winter-Test besteht? Verlass dich nicht auf Pauschalaussagen aus dem Internet. Wir bei Planville prüfen deine Heizlast, simulieren den Verbrauch mit echten Wetterdaten und zeigen dir ehrlich, was möglich ist.
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