Du hast dir ein E-Auto bestellt oder planst die Anschaffung. Herzlichen Glückwunsch! Jetzt stehst du vor der nächsten Entscheidung: Die Wallbox.
Du scrollst durch Online-Shops und siehst zwei Varianten: 11 kW und 22 kW. Dein erster Impuls ist wahrscheinlich derselbe, den 90 % aller Hausbesitzer haben: “Viel hilft viel. Ich nehme die 22 kW Variante. Ich will ja, dass mein Auto schnell voll wird!”
Es klingt logisch. Doppelte Leistung, halbe Ladezeit. Warum solltest du dich künstlich drosseln?
Doch genau hier liegt der teuerste Irrtum der E-Mobilität. In der Praxis ist die Wallbox 22kW für Privathaushalte oft nicht nur unnötig, sondern eine finanzielle Falle. Sie bringt dir bürokratischen Ärger mit dem Netzbetreiber, kostet dich eventuell tausende Euro an “Baukostenzuschüssen” und – das ist der wichtigste Punkt – sie harmoniert oft schlechter mit deiner Photovoltaikanlage als die kleine Schwester.
In diesem Artikel zeigen wir dir, warum die 11-kW-Wallbox fast immer die überlegene, grünere und günstigere Lösung ist – und wie du damit den Eigenverbrauch aus deiner Planville Photovoltaikanlage maximierst.
Das “Nadelöhr” im Auto: Warum 22kW oft verpuffen
Bevor wir über die Wallbox an deiner Wand sprechen, müssen wir über das Bauteil sprechen, das in deinem Auto sitzt: Der sogenannte On-Board Charger (OBC).
Viele E-Auto-Neulinge glauben, die Wallbox sei das Ladegerät. Das ist technisch falsch. Die Wallbox ist im Grunde nur eine glorifizierte, intelligente Starkstrom-Steckdose. Sie liefert Wechselstrom (AC). Dein Auto-Akku speichert aber Gleichstrom (DC). Deshalb muss der Strom im Auto umgewandelt werden. Und genau hier sitzt der Flaschenhals.
Die Wallbox kann dir 22 kW anbieten, aber wenn der On-Board Charger in deinem Auto nur 11 kW annehmen kann, dann fließen auch nur 11 kW. Der Rest verpufft bzw. wird gar nicht erst abgerufen. Es ist, als würdest du versuchen, einen Gartenschlauch an einen Feuerwehr-Hydranten anzuschließen. Es kommt trotzdem nur so viel Wasser durch, wie der Gartenschlauch fasst.
Der Realitäts-Check: Was können aktuelle E-Autos?
Schauen wir uns die Bestseller auf deutschen Straßen (Stand 2025/2026) an:
- Tesla Model 3 / Model Y: Laden AC mit maximal 11 kW.
- VW ID.3 / ID.4 / ID.5: Laden AC mit maximal 11 kW.
- Hyundai Ioniq 5 / Kia EV6: Laden AC mit maximal 11 kW.
- BMW i4: Lädt serienmäßig mit 11 kW.
Siehst du das Muster? Die absolute Mehrheit der modernen E-Autos riegelt bei 11 kW ab. Warum? Weil die Hersteller wissen, dass man für “echtes” Schnellladen an die Gleichstrom-Säule (DC-Schnelllader an der Autobahn) fährt. Zu Hause, wo das Auto ohnehin 10 bis 12 Stunden über Nacht steht, reichen 11 kW völlig aus.
Rechenbeispiel: Ein durchschnittlicher E-Auto-Akku hat ca. 60 kWh Kapazität (z.B. Tesla Model 3 Standard).
- An einer 11 kW Wallbox ist dieser Akku in ca. 5,5 Stunden von 0 auf 100 % geladen.
- Selbst wenn du komplett leer ankommst, ist das Auto am nächsten Morgen randvoll. Wozu also 22 kW installieren, wenn du schläfst?
Es gibt nur sehr wenige Autos (z.B. ältere Renault Zoe Modelle oder einige Audi e-tron gegen Aufpreis), die überhaupt 22 kW AC laden können. Für 95 % aller Fahrer ist die 22-kW-Box also eine Investition in Leistung, die sie physikalisch gar nicht nutzen können.
Die bürokratische Hürde: Anmelden vs. Genehmigen
Selbst wenn du sagst: “Ich will aber zukunftssicher sein, vielleicht kann mein nächstes Auto ja 22 kW”, gibt es einen Gegner, den du nicht unterschätzen darfst: Deinen Netzbetreiber.
In Deutschland wird streng zwischen “meldepflichtig” und “genehmigungspflichtig” unterschieden. Das ist keine Wortklauberei, sondern entscheidet darüber, ob du nächste Woche laden kannst oder erst in 6 Monaten (oder nie).
11 kW: Die “Meldepflicht”
Eine Wallbox bis 11 kW (bzw. 12 kVA) musst du beim Netzbetreiber nur anmelden. Das bedeutet: Dein Elektriker installiert sie, schickt ein Formular ab und sagt quasi: “Hallo, hier hängt jetzt eine Box.” Der Netzbetreiber nimmt das zur Kenntnis. Er kann es nicht ablehnen. Es ist dein Recht.
22 kW: Die “Genehmigungspflicht”
Bei allem über 11 kW sieht die Sache anders aus. Hier herrscht Wallbox Genehmigungspflicht. Du musst einen Antrag stellen bevor du installierst. Der Netzbetreiber prüft dann, ob das lokale Stromnetz in deiner Straße stark genug ist, um diese hohe Last zu tragen.
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Kriterium |
Wallbox 11 kW (Unsere Empfehlung) |
Wallbox 22 kW (Spezialfall) |
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Bürokratie |
Nur Meldepflicht (Formular genügt) |
Genehmigungspflicht (Antrag nötig) |
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Risiko |
Netzbetreiber darf nicht ablehnen |
Netzbetreiber kann ablehnen |
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Kosten |
Standard-Installation |
Risiko: Baukostenzuschuss (1.000–5.000 €) |
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PV-Nutzung |
Perfekt für Überschussladen |
Oft zu hohe Mindestlast |
Regionale Fallstudie: Die Kostenfalle in Bayern
Besonders in Regionen mit hoher E-Auto-Dichte oder älteren Netzen, wie wir es oft im ländlichen Bayern oder in Vororten von München erleben, sind die Netzbetreiber streng. Wer hier 22 kW beantragt, bekommt oft Post: “Genehmigung nur möglich, wenn Sie sich an der Netzverstärkung beteiligen.” Wir hatten Kundenprojekte im Raum Rosenheim, wo der Baukostenzuschuss plötzlich 2.400 Euro betrug.
Mit einer 11-kW-Box (oder einer auf 11 kW gedrosselten Box) umgehst du dieses Problem komplett. Sie ist meldepflichtig, kostenfrei in der Anmeldung und sofort startklar.
PV-Überschussladen: Warum 11 kW ideal für dein Dach sind
Dein Ziel ist es, dein E-Auto kostenlos mit eigenem Solarstrom zu laden. Das ist das sogenannte PV-Überschussladen.
Das Problem mit der “Mindest-Ladeleistung”
E-Autos laden nicht ab 1 Watt. Sie brauchen eine Mindeststromstärke (meist 6 Ampere).
- 22-kW-Box (3-phasig): Startet oft erst bei 4,1 kW.
- 11-kW-Box (mit Phasenumschaltung): Startet schon bei 1,4 kW.
Eine typische Haus-PV-Anlage liefert an bewölkten Tagen oder im Herbst oft nur 2 bis 3 kW Überschuss.
- Mit 22 kW: Dein Auto lädt nicht (oder zieht teuren Netzstrom, um auf 4,1 kW zu kommen).
- Mit 11 kW: Deine Wallbox schaltet auf 1-phasig runter und schiebt jedes Watt Sonne in den Akku.
Fallstudie: PV-Eigenverbrauch in NRW
Familie Weber aus Köln (NRW) stand vor der Wahl. Ihr Elektriker wollte ihnen eine 22-kW-Lösung verkaufen (“Zukunftssicher!”). Da sie aber eine 10 kWp PV-Anlage besitzen, haben wir ihnen abgeraten.
Die Lösung von Planville: Wir installierten eine intelligente 11-kW-Wallbox mit Phasenumschaltung und koppelten sie an das Home Energy Management System (HEMS).
Das Ergebnis: “Im Frühling und Herbst laden wir unseren ID.4 fast ausschließlich mit 1,4 bis 3,7 kW Leistung vom Dach. Mit der 22-kW-Box hätten wir in dieser Zeit Netzstrom kaufen müssen, weil die Sonne oft nicht für den Startimpuls gereicht hätte. Wir sparen ca. 300 € Spritkosten pro Jahr allein durch diese Effizienz.”
Wann lohnt sich 22kW doch?
Wollen wir die 22 kW komplett verteufeln? Nein. Es gibt Nischen, in denen sie Sinn machen. Aber du solltest prüfen, ob du in diese Nische fällst.
Du brauchst 22 kW eventuell, wenn:
- Du ein “altes” Auto fährst: Du besitzt einen älteren Renault Zoe (der konnte 22 kW oder sogar 43 kW AC laden).
- Du extrem kurze Standzeiten hast: Du bist Vertreter, kommst mittags für 30 Minuten nach Hause, der Akku ist leer, und du musst sofort wieder 200 km fahren. (Wobei selbst dann oft ein kurzer Stop am DC-Schnelllader unterwegs sinnvoller ist).
- Du zwei Autos gleichzeitig lädst: Wenn du eine Doppelladestation (mit Lastmanagement) hast, können 22 kW am Hausanschluss sinnvoll sein, um zwei Autos parallel mit je 11 kW zu versorgen.
Ein Blick in die Zukunft: Bidirektionales Laden
Oft hören wir: “Aber was ist mit V2H (Vehicle to Home)? Brauche ich dafür nicht 22 kW?” Das Thema Bidirektionales Laden kommt, ja. Aber die meisten Experten gehen davon aus, dass echtes bidirektionales Laden eher über DC-Wallboxen (Gleichstrom) laufen wird, da der Wechselrichter dann im Haus (oder in der Wallbox) sitzt und nicht im Auto. Die AC-Ladeleistung deiner heutigen Wallbox hat wenig damit zu tun, ob du später dein Haus aus dem Auto versorgen kannst. Kauf dir also keine 22-kW-AC-Box auf “Verdacht” für eine Technologie, deren Standards noch gar nicht final geklärt sind.
Häufige Fragen zur Wallbox-Leistung (FAQ)
Muss ich eine 11 kW Wallbox genehmigen lassen?
Nein. Wallboxen bis 11 kW (bzw. 12 kVA Summenleistung) sind beim Netzbetreiber nur meldepflichtig. Der Netzbetreiber muss informiert werden, kann die Installation aber in der Regel nicht verweigern oder verbieten. Das macht den Prozess sehr schnell und einfach.
Kann jedes E-Auto mit 22 kW laden?
Nein, das ist der häufigste Irrtum. Die meisten aktuellen E-Autos (Tesla Model 3/Y, VW ID-Serie, Hyundai, Kia) haben einen internen Lader (On-Board Charger), der auf maximal 11 kW begrenzt ist. Schließt du sie an eine 22 kW Wallbox an, laden sie trotzdem nur mit 11 kW.
Was kostet die Genehmigung für 22 kW?
Die Genehmigung selbst kostet oft nur eine Bearbeitungsgebühr. Aber: Wenn der Netzbetreiber feststellt, dass das Stromnetz verstärkt werden muss, kann er einen Baukostenzuschuss verlangen. Dieser kann je nach Aufwand zwischen 500 € und mehreren Tausend Euro liegen. Ohne Zahlung keine Genehmigung.
Kann ich eine 22 kW Wallbox kaufen und auf 11 kW drosseln?
Ja, das ist ein beliebter Trick. Viele 22 kW Boxen lassen sich per Software oder Dip-Schalter auf 11 kW begrenzen. Der Vorteil: Du musst sie nur anmelden (als 11 kW). Wenn du später doch 22 kW brauchst, kannst du die Genehmigung nachholen und die Drosselung entfernen lassen. Das ist oft der schlaueste Weg, um sich alle Optionen offen zu halten.
Fazit & Planville-Empfehlung
Lass dich nicht von großen Zahlen blenden. Für das private Einfamilienhaus mit Photovoltaikanlage ist die 11 kW Wallbox fast immer die überlegene Lösung.
Du sparst Geld
Keine Baukostenzuschüsse, oft günstigere Hardware.
Du sparst Nerven
Keine Genehmigung, nur Anmeldung.
Du lädst grüner
Perfekte Abstimmung auf die Leistung deiner PV-Anlage durch Phasenumschaltung.
Dein Auto steht nachts ohnehin. Ob es um 02:00 Uhr nachts oder um 04:00 Uhr nachts voll ist, spielt für deinen Alltag keine Rolle. Aber ob du 2.000 Euro mehr für den Netzanschluss gezahlt hast, merkst du sehr wohl.
Bist du unsicher, welches Ladekonzept zu deinem Auto und deinem Dach passt? Wir schauen uns dein Fahrzeugmodell und deine PV-Planung genau an. Wir verkaufen dir keinen “Feuerwehrschlauch”, wenn du deinen Garten bewässern willst, sondern eine intelligente Lösung, die deinen Eigenverbrauch maximiert.
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